Mit dieser Serie wollen wir Sie – unsere Marktbesucher und Keramikinteressierten – und unsere Keramiker etwas näher zusammen bringen.
Wir haben die Künstler gebeten, Ihnen 2 Keramikstücke vorzustellen.
Zum einen, ein eigenes Werk, das eine große Zufriedenheit hervorruft. Nichts Spektuläres – lediglich sehr gelungen. Ein Stück, das genau das verkörpert (oder dem sehr nah kommt) was man anstrebt. Zum zweiten, ein Stück von einem Kollegen aus der eigenen persönlichen Sammlung. Ein Stück, das sehr beeindruckt oder auch beeinflusst hat.
Armin Skirde
Unikat von Terry Davies
Habe ein Stück von Terry Davies ausgesucht. In diesem Stück finde ich eine Ästethik, die mich in ihrer Wildheit, Dynamik, Unregelmäßigkeit in Form und Oberfläche sehr anspricht. Auch den Farbton Siena Rot/Braun sehe ich in Verwandtschaft mit meinen Erdfarbenen Oberflächen; auch ich versuche durch `Unregelmäßigkeiten` die Spannung und Attraktivität der Gefäße zu erhöhen; dies versuche ich auch auf meine Geschirrkeramik zu übertragen:und entziehe mich damit der Austauschbarkeit der Serienkeramik.
Auf gewisse Weise mache ich damit die Stücke zu Unikaten und bringe damit mehr Individulität in Küchen und Haushalte.
Schale von Armin Skirde
Von mir ausgesucht habe ich ein Schale (in gewisserweise ein Prototyp).Hierbei habe ich versucht den Ton durch `Drücken`und`Treiben`(ähnlich wie bei Metall) in die gewünschte Form zu bringen; der Ton ist dabei am Rand übereinandergerutscht; dabei entsteht einespannende Struktur, die die Plastizität des Materials sichtbar macht.
Claudia Henkel
Zuckerdose von Frank Schillo und Milchkännchen von Claudia Henkel
Auf dem Markt in Kandern standen Frank und ich mit unseren Ständen Rücken an Rücken und hatten eine nette Zeit. Wir haben nicht nur Gedanken ausgetauscht, sondern auch Keramik.
Ich habe von ihm eine Zuckerdose gewählt und er von mir ein Milchkännchen. Stellt man sie zusammen, ergänzen sie sich auf geniale Art und Weise. Bei ihm Zuhause auf seinem Eßtisch sieht es vielleicht ähnlich aus. Er hat mir erzählt, daß seine Gäste ihn immer fragen, ob das Kännchen von ihm sei, so wie mich meine Gäste fragen, ob die Zuckerdose von mir sei.
So ist es mir tatsächlich immer als sei es ein Stück von mir.
Obwohl wir sehr unterschiedliche Arbeitsweisen haben und unterschiedliche Ziele, haben beide Stücke etwas Wesentliches gemeinsam. Strenge im Aufbau und in der Farbe, die durch ein freispielendes Element gemildert wird.
Bei Frank ist es der aufgeklebte Plastikfisch und bei mir die Drehrille. Das ein schönes Beispiel dafür, wie wunderbar man Arbeiten von unterschiedlichen Keramikern miteinander kombinieren kann. Auf diese Weise kann der gedeckte Tisch zu einer Einzigartigkeit werden.
Beate Thiesmeyer
Auf den ersten Blick sieht man keinerlei Gemeinsamkeit der Arbeiten.
Ein großes Doppelwandgefäß, salzglasiert aus dem Holzofen, innen mit einem Glasurspiegel aus dunklem Seladon mit Schuppencraquelée. Es ist von meinem Mann Michael Sälzer und zur Zeit mein Lieblingsstück. Für mich stellt es eine Verbindung zwischen Gestern und Heute, Osten und Westen her: die traditionelle Technik des Salzbrandes, die alte asiatische Rezeptur des Seladons umgesetzt in eine zeitgenössische sehr persönlich Form, die etwas sehr magisches hat.
Sie erinnert an ein Kultgefäß. Doch werden hier keine Opfergaben für eine Gottheit hinterlegt, sondern sie ist Symbol für die innige Verbindung seines Schöpfers zur Natur, die keine konkrete Deutung braucht. Ein abstraktes Dokument des Vertrauens in die tragende Kraft der Natur.
Vulkankrater, gefrorene Seen, Schluchten, Küsten….. alles kann man darin sehen, soll man darin sehen.
Mein Zeitreiter ist vom gleichen Geist inspiriert:
Das Pferd, die Stute ist ein uraltes Symbol vieler Kulturen für die tragende Kraft der Natur. Von ihr lässt sich die kleine Menschengestalt in fast embryonaler Haltung tragen.
Der gleiche Sinn in meinem Stück also, nur ausgedrückt in einer anderen keramischen Sprache.
Judith Radl
Mir geht es ähnlich wie Niek Hoogland, der meinte er würde morgen schon wieder ein anderes Stück auswählen…
Darum zeige ich lieber meine Werkstattmaskottchen,es ist ein kleines Sammelsurium das mich immer in meiner Werkstatt umgibt,was wächst und abnimmt im Lauf der Zeit.
Da ist das Poster von einer Keramik von Miro, was mich einfach glücklich macht, ein Gefäß, wie ein Kürbis mit dieser tollen Zeichnung, schön, absurd und unbrauchbar und dabei so unglaublich schön.
Eine Karte aus Mexico mit dem verspielten narrativen Leuchter, ein kleines Porzellankätzchen auf einem Sims (von mir, das Sims),ein leider kaputter und geklebterHirschkopf von mir selber, (hat auch was gutes, dann kann er nicht mehr verkauft werden…).
Und Zeitungsschnipsel mit flammenden Herzen und verschiedenfarbig-grünen Seeigeln.
Dann noch ein heißgeliebtes Stück Treibholz von meinem Vater mit einem Wandteppichentwurf bemalt.
Es gibt so viele schöne Dinge, die einen inspirieren, aber nur ein paar schaffen es zu persönlichen „Heiligtümern „zu wachsen.
Judith Radl
judithradl[at]gmail.com
Martin Georg
Es ist gar nicht so leicht ein Lieblingsstück herauszupicken, aber ich möchte eine „einfache“ Platte von meiner Werkstattkollegin Monika Debus vorstellen:
Sie veranschaulicht, wie ein schnelles unkompliziertes Machen wunderbare Keramiken entstehen lässt.
Die viereckige Platte mit einer Engobebemalung und in Monikas Niedrigsalzbrand gebrannt, hängt, wenn sie nicht gerade für Kuchen oder Anderes gebraucht wird, als Bildplatte im Wohnzimmer.
Dem gegenüber zeige ich hier Teller von mir:
Leider komme ich immer weniger dazu Geschirr zu machen, aber gerade der Alzeyer Töpfermarkt, der dieses Jahr der einzige für mich ist, ist dann doch mal wieder ein Anlass. Und besonders Teller mache ich da fast am Liebsten.
Nun habe ich meinen Klassiker mal neu aufgelegt und neue Eßteller gedreht mit einer breiten Fahne, die den Speisen einen besonderen Rahmen geben sollen.
Der Salzbrand hat sie dann auch schön gezeichnet, und so würde ich sie mir fast gern selbst behalten…
Gerhard & Marion Barthel
„Im Jahre 1989 reisten wir, mit dem englischen Töpferatlas bewaffnet, nach Südwestengland auf den Spuren namhafter und innovativer Keramiker wie Sandy Brown, Clive Bowen und diverser Abkömmlinge der Leach-Dynastie und entdeckten dabei auch Schätze aus kleineren, uns damals unbekannten Werkstätten. Ein besonderes Stück, verbunden mit einem besonderem Erlebnis eines besonderen Menschen haben wir sehr ins Herz geschlossen: John Maltby verkaufte uns dieses Stück damals aus seinem Schlafzimmer heraus, aufgrund unseres lebhaften Gesprächs bezahlten wir ihm versehentlich 10 Pfund zuwenig, die wir ihm später per Post nachsendeten. Als Dank bekamen wir eine handgemalte Karte mit einem rührenden, persönlichem Dankeschön.
Der Ton, der Rohstoff, die Technik, die Formgebung – in alter Töpfertradition obliegt mir (Gerhard) die Formgebung: das Drehen, Glasieren, Tonaufbereiten (kein Fertigton, keine Plastiktüten), die technologische Entwicklung, es ist nie langweilig!
…das Kind in mir…(Marion)
hier darf es sein. Auf den Butterplatten oder Kindertellern tummeln sich blaue Esel, fliegende Schweine oder grüne Katzen. Alle sind in Bewegung, unterwegs zu einem unbekannten Ziel. Es macht immer noch Spaß, meine Malhörnchen und ich spielen nunmal gerne miteinander. Und das seit 30 Jahren! Ich freue mich, wenn meine Motive unsere Kunden erheitern!“
Ute Matschke & Maria Meyer
„Wir haben uns mit Begeisterung für eine Schale von Fritz Rossmann entschieden. Immer wieder fasziniert seine Arbeit durch die unglaublich asthetische Anmutung von Farbe und Oberfläche, vollendet in einer spannungsreichen Form.
Im Gebrauch eine Freude
für`s Auge ein Erlebnis
schlicht und hochwertig
leicht und sinnlich
fein und fest in einem
…glänzend überzeugt.
Beide mögen wir unsere Schüsseln auf schmalem Fuss, steil aufsteigend.
Ich (Maria) liebe es, diese in verschiedenen Grössen als Schüsselsätze zu drehen.
Ich (Ute) habe Freude am Platz zum Malen bildhafter Geschichten, die um die Schüssel kreisen. Unterschiedliche Blickwinkel zeigen immer neue Ausschnitte.
Zudem bleibt die Malerei auch bei gefüllter Schüssel uneingeschränkt sichtbar.“
Maria Meyer
Ute Matschke
http://meyerundmatschkekeramik.wordpress.com/
Sabine Rosenbach
„In das kleine Teekännchen habe ich mich in einer Töpferei in La Borne sofort verliebt. Kurz entschlossen habe ich es mir dann auch gekauft und nun ist es immer dann in Gebrauch, wenn mal nur eine kleine Menge Tee getrunken wird.
Dieses Kännchen ist genau so, wie ich die Dinge liebe: klare Form, schlichte Gestaltung und dauerhaft gültig.
Das sind Gedanken, die bei der Gestaltung meiner Arbeiten sehr oft mit von Bedeutung sind.
In meinen Augen ist dieses Kännchen ein gelungenes Stück in Form und Ausstrahlung, durch seine große Schlichtheit aber auch gut mit anderem Geschirr kombinierbar.
Zu meinem Geschirr passt es als wären beide füreinander geschaffen und so ist es inzwischen wie ein Stück von mir geworden.“
Charlotte & Sigerd Böhmer
„Ich (Charlotte) habe ein traditionelles Stück ausgewählt.
Graublau wie es für Höhr-Grenzhausen typisch ist und woher ich selbst auch stamme.
Es hat die einfache kraftvolle Schlichtheit und Selbstverständlichkeit eines für den Gebrauch bestimmten Gefäßes.
Besonders wenn diese Stücke flott und gekonnt geblaut sind und in Brand schön gesalzen wurden findet sich ein Platz dafür in unserem Haus.
Dieses Stück und seine Verwandten gehören zu mir, meiner Geschichte, meiner Familie, unserem Haus…
Die Tortenplatte habe ich (Sigerd) gewählt weil unsere Keramik besonders von ihren Dekoren lebt.
Teller und Platten dekoriere ich besonders gerne.
Das Muster ist erst nach vielen Jahren entstanden, es ist flächig ornamental wie für viele unserer Stücke typisch.
Es kommen darin alle Techniken zur Anwendung mit denen ich arbeite.
Rändern mit dem Pinsel – Malbällchenkonturen – Stempeltechnik – Wachsabdeckung
Die Kombination dieser Techniken ist aufwändig führt aber zu besonderen Ergebnissen.“
Markus Klausmann
„Elke Sadas Stücke (Capricios) stehen aufgereiht auf meinem Schreibtisch, es befinden sich Geldstücke und andere wichtige Dinge darin.
Die farbenfrohen Becher haben mich schon immer in ihren Bann gezogen. Wie Elke Sada mit Farbe, deren Akzentuierung und Kontrastrierung umgeht, begeistert mich. Moderne Malerei auf keramischen Gefäßen. Ich sammle die Becher von Elke Sada aus Hamburg schon seit vielen Jahren und immer wieder kommt ein neuer hinzu.
Eines Tages stellte ich bei den Gefäßen (Capricios) von Elke Sada und meinen neu entwickelten Sockelgefäßen fest, dass wir beide formal auf den selben Pfaden wandeln. Die schlichte Grundform, ein Zylinder mit breitem Boden, wird erhöht mit einem Fuß. Die Form beginnt zu schweben und wird leichter.
Bei genauerem Hinschauen und mit etwas Abstraktion könnte man auch bei der Gestaltung der Oberfläche Gemeinsamkeiten finden. Es ist immer wieder interessant, wie man sich unabhängig voneinander mit Formen und deren Gestaltung beschäftigt und wo es kleine Verknüpfungspunkte gibt.
Die Welt ist klein und die der KeramikerInnen noch kleiner, aber wunderschön.“
Markus Klausmann
markusklausmann.de